Beweis 5 – Definition und Anwendung von diksa

Anhand der folgenden Definition Srila Prabhupadas von diksa und Einweihung, werden wir schlüssig beweisen, dass diksa ein Vorgang ist, der die fortwährende Übermittlung von Wissen beinhaltet. Dieser Vorgang beginnt mit der Einweihung, welche an sich betrachtet, nicht als Zeremonie definiert wird, sondern als die ernsthafte Bemühung des angehenden Schülers die Anweisungen des echten spirituellen Meisters zu befolgen.
Das Einweihungs-Ritual an sich, welches nach Vaishnava Brauch von einer Zeremonie begleitet wird, wird oft fälschlicherweise für das Ein und Alles der diksa Thematik betrachtet.
Doch weil diksa nicht einfach mit einem einmaligen Ereignis wie einer Zeremonie gleichzusetzen ist bzw. durch sie erfüllt wird, kann es auch keinen zwingenden Zusammenhang zwischen diksa und der physischen Anwesenheit des spirituellen Meisters geben.
Wenn ein derartiger Zusammenhang bestehen würde, so hätte dies unweigerlich zur Folge gehabt, dass für alle Schüler von Srila Prabhupada, der spirituelle Vorgang der diksa mit Srila Prabhupadas Verlassen dieser Welt 1977, beendet gewesen wäre.

 

Der Vermittler transzendentalen Wissens erteilt diksa

"Mit anderen Worten, der spirituelle Meister erweckt das Lebewesen zu seinem ursprünglichen Bewusstsein, so dass es Sri Vishnu verehren kann. Das ist der Zweck von diksa oder Einweihung. Einweihung bedeutet, das reine Wissen spirituellen Bewusstseins zu empfangen."

(Sri Caitanya Caritamrta, Madhya-lila, 9.61, Erläuterung, A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada)

"Diksa bedeutet in Wirklichkeit, den Schüler mit transzendentalem Wissen zu initiieren, wodurch er von materieller Verunreinigung befreit wird.

(Sri Caitanya Caritamrta, Madhya-lila, 4.111, Erläuterung, A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada)

"Diksa ist der Vorgang durch den man sein transzendentales Wissen erwecken kann und alle Reaktionen welche aufgrund sündvoller Handlungen verursacht wurden, beseitigt. Persönlichkeiten welche im Studium der offenbarten Schriften erfahren sind, kennen diesen Vorgang als diksa."

(Sri Caitanya Caritamrta, Madhya-lila, 15.108, Erläuterung, A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada)

"Von 1922 bis 1933 war ich eigentlich nicht eingeweiht, aber ich bekam eine genaue Vorstellung von der  Bedeutung der Predigtarbeit von Lord Caitanya Mahaprabhus Mission. Dies waren meine Gedanken. Und dies war die Einweihung durch meinen Guru Maharaja."

(Srila Prabhupada Vorlesung, Hyderabad, 10.12.76)

"Einweihung ist nur eine Formalität. Zuallererst aber sollte man sich überlegen, ob man die Regeln und Regulierungen einhalten möchte und Krishna-bewusst werden will. Dies ist einzig und allein deine Entscheidung. Du musst selbst entscheiden, ob du das Krishna-Bewusstsein ernst nehmen willst.
Die Einweihung selbst ist eine Formalität. Wenn man ernsthaft ist, ist dies aber die eigentliche Einweihung. Wenn man die Krishna Philosophie verstanden hat und wenn man beschlossen hat Krishna Bewusstsein ernst zu nehmen und diese Philosophie auch zu anderen predigen möchte, dann ist dies deine wirkliche Einweihung. Meine Berührung ist lediglich eine Formalität. Es ist aber deine Entschlossenheit. Das ist Einweihung."

(Gespräch mit Srila Prabhupada, "Suche nach dem Göttlichen", Back to Godhead Magazin, #49)

"..Schülernachfolge bedeutet nicht, dass man immer offiziell eingeweiht sein muss. Schülernachfolge bedeutet vielmehr, die Schlussfolgerung der Schülernachfolge zu akzeptieren."

(Srila Prabhupada, Brief an Dinesh, 31.10.69)

"Das Chanten von Hare Krishna ist unsere Hauptbeschäftigung, dies ist die wirkliche Einweihung. Und da du in diesem Zusammenhang meine Richtlinien befolgst, ist der Initiator bereits vorhanden."
(Srila Prabhupada, Brief an Tamal Krishna, 19.8.68)

"Nun, Einweihung oder keine Einweihung, der erste Schritt ist Wissen zu erlangen. Einweihung ist eine Formalität. Genauso wie man in eine Schule geht um Wissen zu erlangen, die Zulassung ist nur eine Formalität. Das ist nicht der wichtigste Teil.

(Srila Prabhupada, Interview, Chandigarh, 16.10.76)

Sofern nicht alle Schüler Srila Prabhupadas den Prozess der diksa vor seinem Verscheiden abgeschlossen haben, also nicht mehr „das reine Wissen spirituellen Bewusstseins“ empfangenund schon alle „Reaktionen welche aufgrund sündvoller Handlungen verursacht wurden“ beseitigt haben, setzt sich der diksa-Prozess auch nach Srila Prabhupadas Verscheiden fort. Da sich der Prozess der diksa auch in der Abwesenheit des spirituellen Meisters fortsetzt, gibt es definitionsgemäß keinen Grund, der andere, neue Devotees davon abhalten könnte demselben Prozess zu folgen.
Da die Definition von diksa nicht erwähnt, dass der Vorgang während Srila Prabhupadas physischer Anwesenheit begonnen werden muss um auch in der physischen Abwesenheit fortgeführt werden zu können, kann die physische Abwesenheit des spirituellen Meisters kein Grund sein, neuen Schülern diksa zu verweigern.

Natürlich muss der Guru einen angehenden Schüler zunächst akzeptieren. Durch die Anweisung vom 9. Juli (siehe Seite 4) wurde diese Aufgabe in Srila Prabhupadas Namen, ohne weitere Rücksprache, durch den ritvik durchgeführt. Dies geschah sogar während Srila Prabhupada noch physisch anwesend war, da das ritvik-System bereits über 4 Monate vor Srila Prabhupadas Verscheiden betrieben wurde. Dies wird durch eine Unterhaltung bestätigt, die kurz vor der Veröffentlichung der Anweisung vom 9. Juli stattfand. Srila Prabhupada erteilt in diesem Gespräch volle Verfügungsgewalt in seinem Auftrag Schüler zu akzeptieren:

Srila Prabhupada:
Deshalb, ohne auf mich zu warten, weiht ein, wen auch immer ihr für befähigt haltet. Es liegt also in eurem Ermessen
Tamal Krishna Goswami:
Unser Ermessen.
Srila Prabhupada:
Ja.
Tamal Krishna Goswami:
Dies bezieht sich auf Erst- und Zweiteinweihungen?
Srila Prabhupada:
Hmm!

(Gespräch über die Ernennung von ritviks, Vrindavana, 7.Juli 1977)

Srila Prabhupada ist somit der diksa-Guru für ALLE Gottgeweihten in der ISKCON, vor und nach seinem Verscheiden. Dies wird auch durch die Tatsache gestützt, dass Srila Prabhupada durch die Anweisung vom 9. Juli eben dieses Erteilen von diksa, an alle Personen die der ISKCON beitreten würden, ermöglichte– eine Anweisung, für deren Ausführung Srila Prabhupadas physische Anwesenheit nicht erforderlich ist. Stattdessen wurden speziell für die Annahme neuer Schüler ritviks beschäftigt, um diese ohne weitere Rücksprache im Namen Srila Prabhupadas zu akzeptieren.

Srila Prabhupada: Unser diksa (einweihender) Guru